Im Internet gibt es unzählige Youtube-Videos auf Deutsch, noch mehr auf Englisch, über praktisch jeden Aspekt der Bildaufnahme und Bildauswertung. Daraus kann man unheimlich viel detailliertes Wissen aufnehmen und versuchen, es auf seine eigene Situation zu übertragen. Manchmal passt allerdings die eigene Ausrüstung und die vorhandene Software nicht so ganz. Für den Anfänger ist es deshalb schwer, den einfachen Einstieg zu bekommen, welche Schritte in welcher Reihenfolge notwendig sind. Ich verweise hier gerne auf die Videos von Daniel Nimmervoll, Frank Sackenheim sowie auf "Quiv, the lazy geek". Alle drei sind bekannt für spektakuläre exzellente Astrophotos. Quiv verwendet dabei das Steuerprogramm N.i.n.a. , für das ich mich nach kurzer Suche auch entschieden habe und das ich heute sehr gerne anwende.
Im folgenden beschreibe ich kurz meine eigenen Erfahrungen und meinen Weg zu dem heutigen Stand meiner Astrophotographie, die ich eigentlich erst seit 2 Jahren betreibe. Das ist sicher subjektiv, man kann es auch anders machen. So eine Beschreibung könnte aber für den Anfänger einen Überblick bieten, der den Einstieg erleichtert.
1. Montierung
Die Montierung ist das Kernstück einer modernen Hobby-Astrophotographie. Es gibt unterschiedliche Hersteller und unterschiedliche Preise. Eine Montierung sollte 1. zwei Schrittmotoren haben, die von einem PC-Programm voll steuerbar sind. Die meisten motorisierten Montierungen bringen eine Handsteuerung ("z.B. Goto-Steuerung") mit, d.h. einen kleinen Computer, der nach entsprechender Kalibrierung die Montierung automatisch auf ausgewählte Ziele exakt ausrichten kann. Damit kann man mobil mit dem zugehörigen Stativ überall (bei Stromanschluss) gut arbeiten. Die Handsteuerung ist aber letztlich einer PC-Steuerung unterlegen. Alle fortgeschrittenen Vielfotographierer nutzen früher oder später eine PC basierte Steuerung. Eine Montierung sollte 2. außerdem eine möglichst hohe Standfestigkeit mitbringen, um schwere Teleskope exakt steuern zu können. Hier kann es dann auch richtig teuer werden. Die individuelle Auswahl der Montierung legt dadurch die Auswahl der möglichen Teleskop sozusagen fest. Kleine Montierungen können keine großen, schweren Teleskope mit ihren langen Hebelarmen wackelfrei bewegen. Für den Start gilt also: Augen auf beim Montierungskauf!
Ich habe mich nach kurzer Überlegung für eine Skywatcher EQ6-R Pro Montierung entschieden (s. Bild oben) und benutze sie seit 2 Jahren intensiv ohne Probleme. Laut Herstellerangaben kann diese Montierung zusätzlich 20 kg tragen (Teleskop, Guidingteleskop, Kamera). Da bleibt für ein Teleskop ca. 15 kg übrig, was nicht sehr viel ist! Mein schwerstes Teleskop, ein TsOptics Photon 10'' Newton f4 (250/1000 mm), hat ein Tubusgewicht von 14.8 kg. Dieses Teleskop kann ich in meiner Sternwarte noch gut steuern, für eine leichtere, kostengünstigere EQ5-Montierung wäre es sicher zu schwer. Es gibt aber auch viele leichtere Teleskope (z.B. mein Refraktor), mit dem auf kleineren Montierungen wie der EQ5 gut zurecht kommt.
2. Teleskopauswahl
Es gibt unzählige Teleskope neu oder auch gebraucht zu kaufen, die, wie erwähnt, die Montierung gewichtsmäßig nicht überforden dürfen. Ein gutes Teleskop für Astrophotographie sollte einen stabilen Okularauszug besitzen, an den ja eine schwere Kamera angeschlossen werden muss. 1,25'' Okularauszüge sind deshalb praktisch ein no-go und nur für Okularbetrieb (visuelles Sterngucken) geeignet, wir reden hier nur von 2'' Okularen, die sogar noch Vollformatkameras zulassen. Für Profis gibt es auch noch größere Okulare, die noch stabiler sind und weniger Vignettierung bei Vollformatkameras aufweisen.
Ich habe aktuell zwei f4 Newtons (10'' bzw. 6'' ), einen f6 Apo-Refraktor (80/480 mm), und einen f8 Ritchey-Chretien-Teleskop (RC 200/1624 mm). Newton Teleskope sind relativ preiswert, in verschiedenen Brennweiten zu bekommen und meist lichtstark, eigentlich ein ideales Einstiegstelekop für Anfänger. Lichtstärke ist dabei ein etwas schwammiger Begriff. Bei Teleskopen ist wegen des Lichtsammelvermögens der Objektivdurchmesser (die Öffnung) von besonderer Bedeutung. Deshalb wird stets die Öffnung angegeben. Zusätzlich werden entweder die Brennweite oder das Öffungsverhältnis (Lichtstärke) angegeben, also ist z.B. 250/1000 gleichbedeutend mit f/4, bzw. bei meinem Refraktometer f6 mm. Je größer der Objektivdurchmesser, desto mehr Licht kommt in das Teleskop. Meine beiden Newtons sind beide f4, liefern also danach die gleiche Lichtmenge, allerdings bezogen auf den unterschiedlichen Bildausschnitt . Der 10 Zoll liefert mehr Details auf einem kleinen Bildausschnitt als der 6" Newton.
Meine Teleskopauswahl zielt daraufhin ab, verschieden große Objekte im Weltall möglichst opimal abbilden zu können. Mit dem 10'' kann ich z.B. das riesige M31 nicht als ganzes aufnehmen, wohl aber mit dem Refraktor oder dem 6'' Newton. Dabei spielt auch die verwendete Kamera eine wichtige Rolle, denn durch die unterschiedlich große Chipgröße ändert sich der Bildauschnitt
3. Kameraauswahl
Ich würde jedem Anfänger raten, mit einer gebrauchten Canon DSLR zu beginnen. Im Internet gibt es viele gebrauchte Canons für wenig Geld und die sind teilweise schon "astromodifiziert". Astromodifiziert heißt, dass die Kamera zerlegt und eine IR Sperrfilterfolie vom Chip entfernt wurde. Jede übliche digitale Kamera (Ausnahme: Astrokameras) hat so einen Sperrfilter, weil bei unserem Tageslicht die Bilder sonst alle rötlich aussehen würden. Das Gehirn filtert diesen Rotstich für uns weg. Für Astroaufnahmen wollen wir aber gerade rotes H-alpha Licht, was von den IR-Sperrfiltern der Kameras zum großen Teil abgehalten würde. Ich habe mit einer Canon 1000d begonnen, die gebraucht nur wenige Auslösungen hatte. Die habe ich dann astromodifizieren lassen. Der APS-C Chip hat das sogenannte Halbformat und bringt schon einen ordentlich großen Bildausschnitt. Ich habe später als Ergänzung eine gekühlte Zwo ASI 533 Mc Pro Kamera als 2. Kamera gekauft. Die Kühlung sorgt im Sommer für rauschärmere Bilder, der kleine Chip mit seinen gerade mal 9Mill. Pixeln ist ideal für kleine Ziele wie z.B. den Krebsnebel M1. Von der Bildqualität und der Empfindlichkeit her kann die preiswerte Canon durchaus mit der "richtigen" Astrokamera mithalten! Irgendwann habe ich dann die 1000d durch eine gebrauchte Canon 6D Vollformatkamera ersetzt. Deren riesiger Chip bringt dadurch einen gewaltigen Bildauschnitt für schöne Übersichtsaufnahmen. Diese beiden Kameras sind für mich die ideale Ergänzung. Eine gekühlte Vollformat-Astrokameras wäre fast unerschwinglich teuer. 2023 kam dann der Schritt zu einer Monokamera, einer Zwo Asi 1600 MM Pro. Das ist sozusagen ein Einsteigermodell, ab da wird es richtig teuer. Monokameras haben keine Bayermatrix auf dem Chip aufgedampft und machen nur Schwarz/weiß Bilder. Bei Verwendung von RGB (rot/grün/blau) Filter, die jeweils nur Licht einer Farbe durchlassen kann man aber ein farbiges Bild erzeugen. Das erfordert dann jeweils die 3fache Menge an Einzelbildern, was natürlich die Sache erschwert. Dafür sind diese Kameras deutlich schärfer und machen letztlich bessere Bilder. Die meisten "Superexperten" gehen deshalb irgendwann zu diesem Kameratyp über.
4. Kalibrierung von Teleskopen
Refraktoren sind vom Hersteller exakt ausgerichtet und müssen später normalerweise nicht kalibriert werden. Bei Gebrauchtkauf muss man hoffen, dass dem Telekop vorher nichts mechanisches passiert ist. Meine anderen Teleskope (Newtons und RC) muss man aber regelmäßig sehr genau kalibrieren, weil die Spiegel sich leicht verstellen. Wichtig ist, dass Primärspiegel und Sekundärspiegel exakt aufeinander ausgerichtet sind. Das ist bei f5 Newtons meist einfach. Ich habe dazu einen Laser, einen sogenannten Cheshire und ein Concenter als Hilfsmitteln probiert. Mit Laser und Concenter bin ich nicht zurechtgekommen, wohl aber mit dem Cheshire. Diese Hilfmittel werden jeweils ins 2'' Okular gesteckt. Man verstellt dann den Hauptspiegel an 3 Schrauben ganz fein, sodass die zentrale Markierung vom Hauptspiegel im Zentrum z.B. des Cheshire steht. Der Umstieg von f5- auf einen f4 Newton machte dann aber erst große Probleme. Bei f4 Newtons ist der Fangspiegel nämlich sehr groß und muss ganz exakt zum Hauptspiegel ausgerichtet werden. Immer wieder kam es auf Bildern zu doppelten Spikes und eierförmigen Sternen. Ich habe mich letztlich dazu entschlossen, in eine neu auf den Markt gekommendes System mit einer exakt ausgerichteten Kamera im Okular zu investieren (Ocal Pro). Auch damit ist es nicht leicht, aber man kann letztlich mit Sorgfalt die einzig mögliche optimale Stellung des Fangspiegel finden, weil man die Spiegel am Monitor wirklich sehen kann. Alle Superexperten (s. oben) schwören inzwischen auf dieses Systems für die exakte Kalibrierung von f4 Newton und für RCs. Einen RC exakt auszurichten ist anders auch nur sehr schwer möglich.
5. Polaralignment, Staralignment, Fokusierung
Die Montierung mit dem angebauten Teleskop muss exakt auf den Polarstern ausgerichtet werden. Der Polarstern selbst ist auch nicht exakt in der Magnetachse der Erde, sondern kreist engt um diese Achse. Es gibt Handy-Apps, die nacht- und jahreszeitlich die genaue Position des Polarstern anzeigen. Die hier angesprochenen Montierungen haben ein eigenbautes Polariskop, ein kleines Fernrohr, das in der Montierung parallel zum Teleskop auf den Polarstern ausgerichtet wird. Eine LED-Beleuchtung hilft, im Dunklen im Polariskop eine kreisförmige Skalierung (wie auf dem Handy) sichtbar zu machen, sodass der Polarstern "darauf eingestellt" werden kann. Dazu wird die Montierung an Stellschrauben links-rechts, oben-unten auf den Polarstern ggf. in die notwendige Richtungen verstellt. Die angeschlossenen Computer (PC oder Handsteuerrung) übernehmen diese Position später als 0-Wert, was wichtig für die Zielfindung und auch die Präzision des "Guiding" ist. Beim dem später von mir verwendeten "Platesolving" habe ich diesen Punkt einige Zeit vernachlässigt, was das Guiding dann aber verschlechterte.
Nächster Punkt bei der klassischen Benutzung mit der Handsteuerung ist ein sogenanntes 2-oder 3 Stern-Alignment. Dabei steuert man mit der Handsteuerung einen ausgewählten hellen Stern wie Vega oder Deneb (im Herbst) an und korrigiert mit der Handsteuerung manuell, bis man den Stern zentral im Okular sieht. Dann wird diese Position als Soll=Ist-Wert in der Handsteuerung abgespeichert. Beim 2. Stern findet die Handsteuerung den nächsten Stern schon besser, beim 3. Stern oder bei den dann folgenden richtigen Zielen ist die Position dann meist jeweils ganz exakt. Mit diesem Schritt habe ich anfangs einige Monate Zeit verbracht und war auch oft frustriert, weil ich den ersten Stern mit Newtons oft nicht gefunden habe. Hier hat dann ein sogenannter Red-Dot-Finder geholfen, den man ans Teleskop anschraubt und tagsüber an einem geeigneten Ziel (bei mir ein Schornstein) mit der Kamera des Teleskop (im life-video-Modus) möglichst gut ausrichtet. In der Nacht kann man dann mit der Handsteuerung das Teleksop samt Laserpunkt (Red Dot) auf den zu suchenden Stern ausrichten.
Der nächste Punkt ist dann die exakte Fokuseinstellung des Okularauszuges. Dazu wird erneut ein heller Riesenstern angefahren, das vorher benutzte Okular vorsichtig gegen die Kamera ausgetauscht und in aufgenommenen Bildern die Schärfe des Stern beurteilt. Dazu gibt es ein wichtiges Hilfsmittel, sogenannte Bahtinov-Masken, die oben auf die jeweilige Teleskopöffnung angebracht werden.
Bilder: oben links, Bahtinovmaske, Mitte, oben exakter Fokus mit Bahtinovmaske; unten mit Tri-Bahtinovmaske; rechts oben Tri-Bahtinov-Maske; unten rechts Bild Ocal Pro Bild
Mit einer Bahtinovmaske, besonders mit den neuen Tribahtinovmasken (die auf die jeweilige Brennweite berechnet sein sollten), kann der Fokus sehr exakt eingestellt werden. Ansonsten drohen unrunde Sterne und hässliche Spikes in Newtons. Ist der Fokus dann exakt eingestellt, kann mit der Handsteuerung jedes beliebige Ziel angesteuert werden, das man zu dem Zeitpunkt am Himmel sehen kann. Ein geeignetes Ziel kann man vorab in einem Hilfsprogramm wie Stellarium rausfinden und auswählen. Nun braucht man noch eine Möglichkeit, die Kamera wiederholt auszulösen und die Bilder abspeichern zu können. Eine Handauslösung und die Speicherung auf eine Speicherkarte in der Kamera ist dabei die schlechteste Variante. Für Canon DSLRs bietet sich dafür auf einem Laptop ein einfaches, kostenloses Programm EOSUtiliy an, das mit der Kamera ausgeliefert wird. Hiermit kann man Belichtungszeiten und Serienaufnahmen programmieren und Bilder speichern. Universeller sind aber komplette Softwarelösungen (s. unten).
5. PC-Steuerung über N.i.n.a
Das Staralignment ist bei besonders bei Newtons körperlich etwas anstrengend, weil man im Dunklen auf einer Trittleiter oben am Teleskop ohne großen Kontakt in ein geeignetes Okular reinschauen muss . Das übt sich zwar mit der Zeit, trotzdem ist dieser Punkt lästig, wenn auch wichtig. Aber es gibt dafür elegantere Lösungen, wie das bereits erwähnte "Platesolving". Mit dem open source Steuerprogramm N.i.n.a. ( Nighttime Imaging 'N' Astronomy) kann man die Montierung ein Ziel anfahren lassen. Das klappt nach dem Polaralignment nicht ganz exakt, wie auch im Falle der Handsteuerung nicht (s.oben). Allerdings ist jetzt ist die Kamera schon angeschlossen und macht ein erstes Bild. Die darauf zu findenden Sterne werden analysiert (plate= Fotoplatte; solving= analysieren) und das Programm analysiert die aktuelle Position (in der Nähe des Ziels) und korrigiert die Montierung auf die exakte Position des Ziels. Nach 2-3 Aufnahmen ist das Ziel exakt in der Bildmitte.
Screenshot von Bildaufnahme mit N.i.n.a. von M31 (unten PHD2 guiding Kurve), gelbe Kurve rechts: Anzahl der detektierten Stern (=im Vergleich Qualitätskriterium des "Seeings")
Für den Hobby-Astrophotographen gibt es inzwischen sehr gute Programmlösungen, die einem die nächtliche Arbeit diesbezüglich sehr erleichtern und auch eine automatische Abarbeitung eines Belichtungsprogrammes ermöglichen. Ich habe mehrere Programme ausprobiert wie APT - Astro Photography Tool oder SGPro – Sequence Generator Pro. Beide sind kostenpflichtig, von beiden gibt aber es Demoversionen. Bei beiden Programmen konnte ich nach einigen Probieren meine Canon 1000d und die EQ6-R-Pro anschließen und steuern. Für beide Programme gibt es youtube-Videos, die zeigen, wie sie bedient werden. Letztlich bin ich aber bei dem open-source Programm N.i.n.a. gelandet. Hier beeindruckt mich die intuitivere Bedienung. Auch das beliebte Programm Sharpcap entwickelt sich aktuell zu einem umfassenden Steuerprogramm für Astrophotographie.
Mit N.i.n.a wanderte meine GOTO-Handsteuerung endgültig in den Schrank. Jetzt verbindet ein Spezialkabel (ich benutze ein EQDir USB Stick für Skywatcher Montierungen mit RJ45) die Montierung mit dem PC. Nach dem manuellen Polaralignment wird jetzt mittels platesolving jedes Ziel angefahren und zentriert. N.i.n.a kann alle meine Geräte verbinden und steuern (Montierung, Kamera, Filterrad, Guiding-Kamera, automatischer Fokuser etc). In einem Sequencer kann man Ziele Programmieren, Filter wechseln, Bilder abspeichern).
6. Guiding
Die motorisierten Montierungen haben eine "Sterngeschwindikeit" programmiert, die automatisch die Erdbewegung korrigiert. Damit kann man scharfe Aufnahmen mit Belichtungen bis ca. 30 s anfertigen. Ohne diese Korrektur würde man nur Striche erhalten. Für längere Belichtungszeiten ist die Korrektur der Erdbewegung nicht exakt genug. Um Belichtungen (z.B. 900s) für lichtschwache Nebel oder ähnliches bewerkstelligen zu können, muss man ein sogenanntes Guiding durchführen. Dazu wird ein kleines Leitteleskop parallel zum Teleskop (on axis) installiert, das mit einer kleinen Astrokamera verbunden ist. In meinem Fall ist dies ein Refraktor 60/200 mm und eine Zwo 120 MM-S Kamera. Bei diesem On-Axis Guiding wird über ein Programm ein ausgewählter Stern verfolgt. Wie die meisten Hobbyastrophotographierer verwende ich das kostenlose Programm PHD2. PHD2 kalibriert sich bei jeder neuen Aufnahmesitzung neu und übernimmt dann die Feinsteuerung der Montierung. Es wird ständig versucht, den Leitstern stabil in einem Fadenkreuz zu halten. PHD2 ist in N.i.n.a eingebunden und man sieht während der Aufnahmesession, wie gut das guiding ist, oder ob es bei Wolken z.B. Probleme gibt. N.i.n.a arbeitet dabei perfekt mit PHD2 zusammen und wählt bei neuen Zielen automatisch neue Leitsterne aus.
7. Flats, Darkflats und Darks
Für eine otimale Bildauswertung sind einige Korrekturaufnahmen unbedingt anzuraten, die letzlich die Bildqualität verbessern. Das sind zum einen sogenannte Darks, also Aufnahmen bei denen das Teleskop bei sonst gleichen Bedingungen (Temperatur, Kameraverstärkung, Belichtungszeit) lichtdicht abgeschlossen wird. Dazu genügt es nicht, den Objektivdeckel draufzusetzen. Ich mache das deshalb meist auch nur Nachts bei wenig Restlicht. Dadurch werden sogenannte Hotpixels und elektronisches Rauschen der Kamera sichtbar und können in der späteren Bildprozessierung abgezogen werden. Hotpixels hat auch jede hergestellte neue digitale Kamera, Pixels, die ohne Lichteinfall, ständig das volle Signal ausgeben. Bei großer Vergrößerung sieht man rote oder grüne Pixels sehr gut die auf Dunkelaufnahmen. Bei Tagellichtaufnahmen spielen diese Pixel keine Rolle, wohl aber bei Langzeitbelichtungen in dunkler Nacht. Wichtig für gute Bilder sind auch Flats und Darkflats. Okularauszüge sind rund, Kamerachips rechteckig oder quadratisch. Das passt nicht ganz zusammen, besonders wenn Vollformatkameras benutzt werden, aber auch schon bei Halbformatkameras. An den Ecken der Bilder tritt eine Verschattung (Vignettierung) auf, die Ecken werden nicht voll ausgeleuchtet. Auch finden sich fast immer kleine Staubpartikel auf Filter oder der Kamera. Um dies zu korrigieren macht man Aufnahmen (Flats), bei denen ein diffuses, möglichts homogenes Licht eingestrahlt wird unter ansonsten gleichen Bedingungen (Temperatur, Fokus, Filter, Kameraverstärkung). Die Belichtungszeit sollte ca. 30 %-40% der Sättigung nicht überschreiten. Man könnte das tagsüber machen, in dem man ein weißes Tuch (Teeshirt) über das Teleskop stülpt und dann gegen eine wolkigen Himmel fotographiert. Besser ist aber eine sogenannte Flatfieldbox mit einer LED beleuchteten Milchglasfolie. Solche Box habe ich mir selbst gebaut, es gibt aber auch kommerzielle Anbieter. Diese Boxen müssen dimmbar sein, damit man die richtige Lichtstärke einstellen kann. Flatkorrigierte Bilder sind viel gleichmäßiger belichtet, was die Auswertung dann wesentlich vereinfacht und zu besseren Bilder führt. Darkflat sind dann Aufnahmen wie Flats mit der gleichen Belichtungszeit nur mit abgedecktem Teleskop wie bei Darks. N.in.a. hat einen Flatassistenten, der dann automatisch die richtige Belichtungszeit auswählt. Ich mache immer 50 flats und 50 darkflats zu einer Aufnahmeserie, manchmal auch erst in der nächsten Nacht. Diese Korrekturaufnahmen werden von den Programmen zur Bildauswertung im "Stackingprozess" berücksichtig und in jedes Bild eingearbeitet. Bei der ZWO ASI 533 McPro mit dem kleinen quadrischen Chip sind Flats meiner Meinung nach bei Kurzzeitaufnahmen von z.B. Sternhaufen nicht immer notwendig. Bei Langzeitaufnahmen z.B. von Nebeln mache ich sie aber auch immer.
8. Belichtung und Filter
Farbkameras haben auf den Photochip schichtweise eine sogenannte Bayer-Matrix in den Farben rot grün und blau aufgedampft, ähnlich einem Schachbrett , welches zu 50 % aus Grün und je 25 % aus Rot und Blau besteht. Grün ist in der Flächenzuweisung und somit in der Auflösungsfähigkeit privilegiert, weil der Grün-Anteil in Grautönen beim menschlichen Auge den größten Beitrag zur Helligkeitswahrnehmung und somit auch zur Kontrast-Wahrnehmung und Schärfe-Wahrnehmung leistet. Dadurch verliert der primäre Chip deutlich an Empfindlichkeit und Schärfe. Sogenannte Monokameras ohne Bayermatrix sind deshalb empfindlicher und werden in der Astrophotographie von fortgeschritten Puristen eingesetzt, können aber direkt (one-shot) keine Farbbild erzeugen. Hier kommen Farbfilter RGB ins Spiel. Mit Monokameras muss man deshalb ein Ziel drei mal jeweils mit einen Farbfilter aufnehmen und die Bilder später übereinanderlegen. Das erfordert viel Belichtungszeit, aber die besten, spektakulärsten Bilder werden mit solchen Monokameras gemacht, auch weil man die Mischung der einzelnen Filteranteile beeinflussen kann. Stillschweigend erfordert das ein motorisiertes Filterrad, dass den Filterwechsel automatisieren kann.
Mit Farbkameras erhält man in einer single-shot Aufnahme sofort ein farbiges Bild, wenn auch weniger empfindlich und weniger kontrastreich. Auch mit Farbkameras ist zusätzlich der Einsatz von speziellen Filtern möglich und inzwischen weit verbreitet, wobei die guten Filter leider sehr teuer sind. Sogenannte Schmalbandfilter lassen nur bestimmte Wellenlängen wie H-alpha, oder OIII-Llicht in einem engen Frequenzfenster passieren. Alle anderen Wellenlängen werden blockiert. Das erhöht enorm den Kontrat z.B. von Nebelaufnahmen (z.B. Herznebel). Kommt weniger Licht durch, muss allerdings auch eine höhere Belichtungszeit verwendet werden.
Abschließend einige subjektive Belichtungshinweise, nach denen ich mich inzwischen orientiere für meine f4 Newtons:
a). Für Sternaufnahmen (offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen, helle Galaxien) sind für Farbkameras keine Filter notwendig, auch um die spärlichen Sternfarben (blau oder gelbe Sterne möglichst originalgetreu zu erhalten. Möglichst kurze Belichtungszeiten von 8-30 s , um den hellen Kern nicht zu überlichten. Dafür möglichst viele Aufnahmen sammeln, wobei oft 30 -60 min Belichtszeit oft ausreichen. Wenn Hintergrunddetails auch interessant sind, sollte man jeweils einen Satz kurzer und mittelrer Belichtungszeiten aufnehmen (also zusätzlich Aufnahmen von 30-90 s). Im Prinzip kann man später das Sternbild der kurzen Belichtungszeiten auf einen Hintergrund mit langer Belichtungszeit "transferieren".
2. Galaxien mit Sternbildungsgebieten. RGB Aufnahmen mit 30-90 s, zusätzlich Schmalbandaufnahmen (L-extrem-Filter) mit 300s
3. Nebel , eine Serie mit RGB Aufnahmen für schöne Sternbilder (30-60 s). Ich mag sehr gerne die scharfen Newton Spikes; haupsächlich aber Schmalbandaufnahmen mit 180-300s
Ich würde mich über Fragen, ähnliche Erfahrungen oder auch Kritik freuen!