Jetzt hat man mühsam zum ersten mal eine Bildserie aufgenommen und steht vor dem nächsten Problem, der Bildauswertung! Dazu braucht man ein oder meist mehrere Auswerteprogramme, in die man sich einarbeiten muss. Auch dafür gibt es viele youtube-videos, die man sich möglichst gezielt anschauen kann. Die Bildauswertung ist insgesamt ein sehr komplexer Prozeß, den ich auch noch nicht in allen Details voll beherrsche. An dieser Stelle sollte auch nochmal auf die Champions der Szene (Daniel Nimmervoll und Frank Sackenheim aus meiner Sicht) verwiesen werden, die sehr schöne Videos ihrer Bildauswertung anhand ihrer Meisterwerke zur Verfügung stellen. Auch hier gilt, oft passt die eigene Ausrüstung ( Programme) nicht so ganz zu den Programmen in den Tutorials.

Grob unterteilt sich die Bildauswertung in 2 Teile, je nach verwendeten Programmen. Manche Programmpaktete wie Siril (kostenlos) oder Affinity Photo können beide Prozesse abarbeiten. Traditionell gibt es kostenlose Programme, die meist auch von "Altvätern" der Astrophotographie programmiert wurden wie DeepSkyStacker oder Fitsworks. Diese Programmen werde nicht mehr weiterentwickelt (?)  tun auch heute noch ihre Arbeit und man sollte damit anfangen.

1. Stacking

Der erste Schritt ist das sogenannte Stacking, oder Stapelverarbeitung. Dazu werden die Bilder einer Aufnahmeserie praktisch übereinandergelegt und ergeben dann ein Summenbild, das viele lichtschwache Details zum ersten Mal evtl. schon sichtbar macht. Oft sieht man an dieser Stelle aber auch noch wenig. Bei dem Stackingprozess werden natürlich einzelne Sterne identifiziert und die vielen Bilden evtl. mit kleinem Versatz exakt übereinandergelegt. Einzelne Bilder enthalten leider immer häufiger Satelittenspuren, d.h. helle Streifen durch das ganze oder Teile des Bildes. Solche Bilder sollte man natürlich vorher aussortieren, so wie alle verwackelten Bilder. Es gibt auch Programme, die das automatisch machen bzw. auch Streifen automatisch rausrechnen.  In dem Stackingprozess werden auch Darks, Flats und Darkflats einbezogen und zur Korrektur der Einzelbilder genutzt. Ich habe einige Zeit die kostenlosen Programme DeepSkyStacker oder das modernere Siril  benutzt. Inzwischen bin  ich auf das kostenflichtige Astro Pixel Processor (APP) umgestiegen und benutze das für  die erste Bearbeitung aller meiner Daten, Stacking und erste Bildkorrekturen. 

2. Streching

Digitale Kameras haben haben verschieden große Chips mit unterschiedlich vielen Pixeln, die jeweils die Bildinformation enthalten.  Die meisten digitalen Kameras erzeugen 12 bis 14 Bit Datentiefe pro Kanal. Mit 12 Bit können 4.096 Tonwerte pro Kanal (RGB) erzeugt werden. Bei 14 Bit sind es bereits 16.384 Tonwerte pro Kanal. Bei einem Astrobild mit vielen dunklen Anteilen wird in vielen Pixels nur wenige Licht-Photonen gesammelt, während relativ wenige Pixeln sehr viel Lichtinformation enthalten.  Die Abbildung zeigt das Histogramm von M31 ungestreched, d.h. so wie die Kamera die Lichtphotonen in einzelnen Pixel gesammelt hat. Man sieht, es konzentriert sich ziemlich in einem Bereich. Die meisten Pixel haben wenig abbekommen. Ein Monitor, genau wie eine Druckseite hat nur 8 bit Datentiefe, mehr kann er mit unserer Technik an dieser Stelle garnicht differenzieren. Beim "Stretchen" schneiden wir quasi die nicht benutzten Bereiche weg und spreitzen dafür den Lichtbereich  bis maximal auf den gesamten Bereich auf. Dadurch werden weniger belichtete Bereiche verstärkt und damit sichbar. An dieser Stelle lernt man auch anschaulich, dass es garnicht gut ist, wenn man einzelne Pixel verbrennt, also vollkommen sättigt. Denn mehr Photonen kann ein Pixel nicht sammeln. Es ist also besser für helle Astroobjekte (z.B. die Plejaden) mit ihren Riesensternen, die einzelnen Bilder  in kurzen Belichtungszeiten nicht überzubelichten.  Habe ich auch oft falsch gemacht. 

 

Dieses "stretchen" kann man per Hand machen in einem Programm wie Fitswork oder Gimp. Gimp ist ein open source Zeichenprogramm, dass extrem viel kann, aber auch für mich etwas schwer zu bedienen ist. Mein erstes richtiges Astrobild (Pferdekopfnebel) habe ich so in Gimp beim Stretchen quasi entstehen sehen. Ich habe dann einige Zeit Siril versucht (Video von Frank Sackenheim), bin damit aber auch nicht so recht weit gekommen.

Ich habe dann eine Demoversion von Affinity Photo ausprobiert (ebenfalls Video von Frank Sackenheim) und mir dann später dieses Programm gekauft. Seither sind  alle meine hier präsentierten Bilder mit APP im Zusammenspiel mit Affinity Photo bearbeitet worden. Sowohl APP als auch Affinity Photo bieten eine automatisierte Stretch-Version an, die ich beide ausprobiere und nutze.  Mit Affinity Photo erfolgt dann meine Bild(nach)bearbeitung. Das besondere an Affinity Photo sind Makros, die der Astroentwickler von Affinity Photo, James Ritson, von Zeit zu Zeit  gegen freiwillige Spende bereitstellt und weiterentwickelt. Außerdem ist Affinity Photo ein 32bit Zeichenprogramm und damit ist  jeder Bearbeitungsschritt nicht-destruktiv und kann wieder zurückgenommen werden. Gerade bei Astrobildern hilft das ungemein, man kann immer vorher und nachher anschauen.  Die graue Eminenz der Astrobildbearbeitung ist sicher Photoshop, das weltweit führende Zeichenprogramm. Das ist mir schlicht  zu teuer. Dafür benutzen die hier erwähnten Superprofis dieses Programm und leider kann man die damit in Videos gezeigten komplexen Tricks schlecht auf andere Programme direkt übertragen. Über APP oder Affinity Photo gibt es auch einige Videos, leider bisher aber eher wenige mit teilweise alten Versionen. Für Superbilder braucht man aus meiner heutigen Sicht eine Maskenbearbeitung, wo man z.B. eine Sternmaske von einer Hintergrundmaske getrennt bearbeiten kann. Hilfreich sind auch sternlose Bilder z.B. von Nebeln, die man mit bestimmten Programmen (z.B. Starnett++ oder auch APP) herstellen kann. Das macht Sinn vorallem von Schmalbandfilteraufnahmen, wo die Sterne eher "häßlich" rüberkommen (Sternenlicht enthält wenig Halpha). Man kann dann dieses Bild mit einer Serie von RGB Aufnahmen des gleichen Ziels überlagern und hat dabei beide Vortiele (schöne, schlanke Stern und betonte Nebel) sozusagen vereint.

Eine weitergehende Beschreibung einer konkreten  Bildbearbeitung macht aus meiner Sicht auf einer homepage schriftlich keinen Sinn, das könnte man an einen Beispiel per Video besser rüberbringen, und die gibt es eigentlich schon zu Hauf.