Man findet im Netz unzählige Anweisungen, auch Videos, wie man Newtons richtig einstellt. Als Referenz gilt oft die Beschreibung von Tommy Nawratil aus dem Jahr 2021:
https://teleskop-austria.at/in…newton_Justage_Primer.pdf
Es gibt viele „Newton-Flüsterer“, die kurz in den offenen Tubus und in den OAZ reinschauen, mit einem Laser auf die Mittenmarkierung zielen, an der Fangspinne Schrauben lösen oder festziehen und einem dann raten, am Stern eine Feinabstimmung zu machen. Gut, ohne Frage, die gezeigten Newton-Bilder sind teilweise ganz präzise und sprechen für diese Spitzenkönner.
Ich habe 3 f4 Newton (1000, 800, 600 mm Brennweite) und komme damit einigermaßen zurecht. Trotzdem bleibt mein Eindruck, dass die Kollimierung von solchen Newtons immer schwierig bleibt, weil man wegen eigener Unfähigkeit, fehlender geeigneter und praktikabler Einstellmethoden, oder auch wegen mangelhafter Bauteile in den preiswerten "Chinaprodukten" (TSOptics, GSO, die ich habe), an Grenzen kommt. In den Bildecken sehe ich immer wieder suboptimale Sternformen, die man zwar mit BlurX beheben kann, mich aber mehr und mehr nerven.
Kollimiermethoden:
Ocal-System. Das Ocal-System mit einer speziellen Kamera, die man per Software fokussieren und vor allem im OAZ zentrieren kann, wirbt für sich als Referenzsystem und Koryphäen wie Daniel Nimmervoll haben mich schon vor Jahren mit dem 2.0 System überzeugt. Mittels eingeblendeter Ringe kann man den Kamerasensor mittig im OAZ zentrieren und danach erst den Fangspiegel und gleichzeitig die Reflexion vom Hauptspiegel kreisrund in einen kleinere Kreis zentrisch einstellen. Belohnt wird man am Ende damit das, das ein eingeblendetes Fadenkreuz exakt die Reflexe von der Fangspinne treffen: fertig.
Leider ist das in der Praxis, zu mindestens für mich, alles andere als einfach zu erreichen, wohl auch weil meine Fangspiegel offenbar nicht exakt genug geschliffen sind oder weil der legendäre Offset nicht genau stimmt (wie bei meinem GSO 600 mm). Eine für mich ungeklärte, aber ganz wesentliche, Frage ist z.B. wie bestimmt man die exakt richtige Höhe des Fangspiegels? Dafür müsste es eigentlich vom Hersteller eine genaue Angabe geben.
2024 gibt es einen neues, empfindlicheres Ocal 3.0 System und ein neues „Daniel Nimmervoll Video“, wo er jetzt drei „Justage-Winkel“ ins Spiel bringt. Ganz in den Vordergrund gestellt wird jetzt der exakt kreisrunde Reflex des Hauptspiegels in dem Ocalsystembild am Monitor. Der Fangspiegel selbst muss jetzt nicht mehr genau in einen Kreis passen, da er wohl immer auch bei f4 Newtons immer etwas größer ist als benötigt. Diese Justage-Winkel werden um die Einstellschrauben platziert und sollen nach Festziehen der Schrauben einen exakt gleichen Abstand zwischen dem Fangspiegelblock und dem Befestigungsblock an der Spinne herstellen, sodass es zu keiner Verkippung des Fangspiegels kommt. Bei Verkippung des Fangspiegels wäre ja der Lichtweg von einer Seite anders als von der gegenüberliegenden Seite und ein Verkippungswinkel von 0.1 Grad wäre schon entscheidend. Jetzt soll man Mittelschraube ganz leicht lösen und dann den fixierten Fangspiegel so drehen, dass der Reflex vom Hauptspiegel möglichst exakt kreisrund erscheint. Mittelschraube wieder fest und dann die drei Justierschrauben gleichmäßig leicht lösen, um die Justagewinkel entfernen zu können und dann durch Feinjustage der 3 Schrauben den HS-Reflex exakt rund einzustellen. Fertig. An einer Abweichung der waagerechten Fangspinnenarme vom Fadenkreuz würde man jetzt erkennen, ob die Höhe des Fangspiegels stimmt. Muss genau übereinstimmen
Man kann diese Justagewinkel selbst drucken oder halt kaufen, wobei es im 1 mm Abstand eine Batterie von solchen Blöcken je nach Teleskop gibt.
Auch diese Methode ist in der Praxis dann einfach, wenn man die benötige Dicke der Justage-Winkel exakt kennen würde. Deshalb rate ich allen Besitzern eines gut kollimieren f4 oder kleiner Newtonsystems, diesen Abstand am intakten Teleskop genau zu messen.
Concenter, Cheshire, Lasermethode. Ein Concenter zielt auf eine ähnlich kreisrunde Justage des Fangspiegel. Ich bezweifle persönlich aus eigenen Erfahrungen sehr stark, dass man damit allein eine perfekte Justage hinbekommt. Gleiches gilt für eine Cheshire, der aber vor Ort an der Montierung eine evtl. notwendige einfache Nachjustage des Hauptspiegels ermöglicht.
Viele „Newton-Flüsterer“ schwören auf einen Justagelaser, der eine exakte Kollimierung ermöglichen soll. Ich habe einen beliebten 30€ Laser, der aber komplett selbst verstellt war. Ich habe den inzwischen einigermaßen justiert mit 3 Schrauben so gut es geht, mir inzwischen aber auch einen kalibrierten 6 Schrauben Baader-Laser gekauft. Damit kann man in der Tat die Mittelmarkierung des Hauptspiegels anpeilen (so sie denn selbst ganz exakt ist: bei Gelegenheit nachmessen!). Bei Abweichungen dreht man an den drei Fangspiegelschrauben und bekommt sehr schnell und einfach unter Sichtkontrolle in den Tubus (Vorsicht Laserstrahl!) sehr exakt den Mittelpunkt eingestellt. Stimmt jetzt die Einstellung des Fangspiegels, sollte der Laserstrahl in sich selbst reflektiert werden und erscheint dann in einer Mattscheibe im Laser außerhalb des OAZ am zentralen Punkt: fertig.
Leider….. hilft mir das auch nicht wirklich weiter. Ich stimme mit Daniel Nimmervoll überein, dass man damit eine feine aber signifikante Verkippung des Fangspiegels überhaupt nicht erfassen kann. Im Millimeterbereich rund um den zentralen Punkt des Fangspiegels ist die Abweichung des Lichtweges des reflektierten Laserstrahls minimal, nicht aber cm weiter entfernt an den Außenkanten des Fangspiegels. Trotzdem ist der Laser zusätzlich zum Ocalsystem gut, um den HS-Reflex im Ocalsystem leichter „einzufangen“. Jeder erfährt mit Ocal, wie leicht man das System grob verstellen kann und dann wieder schwer zurückfindet. Wenn man mit Laser auf den Mittelpunkt des HS eingestellt hat, erscheint auch der HS-Reflex ziemlich rund im Ocalsystem und man kann damit leichter weiterarbeiten.
OAZ und Komakorrektor
Preiswerte Newtons haben preiswerte OAZs, teure System entsprechend stabilere. Ich bin dabeim meine Newton umzurüsten auf stabilere Varianten, schon wegen einer zuverlässigen Autofokusmöglichkeit.
Wie viele Newton-Freunde benutze ich eigentlich gerne einen TSGPU Komakorrektor mit einem 4-fach-Linsensystem. Allein die Länge verspricht eine gewisse Verkippungsstabiliät, eben ein weiteres Problem für Teleskope. Leider hat dieser Komakorrektor einen etwas kleineren Durchmesser für eine T2-Öffnung. Dazu gibt es bei den neueren Geräten gleich einen passenden Messing-Ring mit dabei, der aber das Problem nicht wirklich löst. Wenn man mit einer 2fach-Klemmung den einklemmt, bleibt eine Verkippung eigentlich nicht aus. Auch Lichteinfall ist an dieser Stelle möglich, was ich mal an Darks gemerkt habe. Außerdem rutscht der Ring leicht ab und scheppert schlimm
stenfalls auf den Hauptspiegel und/oder die Kamera rutscht aus dem OAZ („Wer baut eigentlich so einen M….“). Hier muss man eigentlich auf eine Central lock-System umstellen. Ich sichere meine Kamera samt Filterrad trotzdem immer mit einer roten Schnur, die ich lose um das Guidingteleskop wickle. Seitdem schlafe ich nachts besser, wenn Nina arbeitet.
Auch die 55 mm Arbeitsabstand, die man üblicherweise empfiehlt, scheinen mir individuell nicht immer zu passen, sind außerdem brennweitenabhängig. Solange ich zudem weiter mit evtl. behebbaren Kollimierungsproblemen kämpfe, sind feine Abweichungen davon am Sternenbild schwer zu erkennen. Die reine Lehre, wie Tommy Nawratil“ in seinem pdf sie sehr schön beschriebt, finden man dabei in meinen Bildern nicht. Es scheint immer eine Mischung von vielem zu sein. Vielleicht muss man auch einfach mit minimalen Abweichungen bei „billigen Chinakrachern“ leben.
Fazit: Ich bin weiter auf der Suche nach besseren Lösungen. Wäre gerne an detaillierten Erfahrungen von anderen interessiert. Kriegt Ihr (wenn ja wie?) das besser hin?
Momentan laboriere ich mit einem künstlichen Stern, um am Tage mal was einstellen zu können. Hat das schon jemand mit Newton gemacht? Dafür ist aber wohl auch ein erfolgreicher Aufbau nicht ganz einfach.
Lieber Gruß Peter
Hallo Newton-Freunde,
vielen Dank für Eure Rückmeldungen, die ich alle nochmal für mich neu überdacht habe. I
ich habe versucht so weit es ging, die Vorschläge möglichst auszuprobieren, um meine Kollimierung besser machen zu können. Einige von Euch haben ja offenbar das gleiche Problem, indem sie wie ich zwar die relevanten Methoden kennen und teilweise probiert haben, aber trotzdem nicht so richtig mit dem Ergebnis an ihren Newtons zufrieden sind.
Als Fazit hat sich aber meine Einschätzung der grundsätzlichen Methoden zur Kollimierung nicht grundsätzlich geändert. Wohl aber kann man einiges verfeinern oder auch kombinieren. Damit meine ich jetzt auch einen besseren Weg für mich gefunden zu haben. Manche Ideen und Vorschläge halte ich aber schlicht für nicht zielführend:
1. ==> Concenter oder Cheshire zur Einstellung der richtigen Fangspiegelhöhe?. Wie soll das genau genug gehen? Ich kann das mit meinem Auge nicht und kann nicht gleichzeitig in den OAZ reinschauen und mit der Hand oben im Tubus die Stellschrauben bedienen. Wie soll das gehen?, Dafür ist für mich tagsüber das Ocalsystem am großen Monitor weit überlegen.
2. ==> Exakte Ausrichtung der OAZ-Achse senkrecht zum Tubus als unablässige Voraussetzung für jeder ordentliche Kollimierung?
Zum einen frage ich mich, wie genau sind die vorgeschlagenen Methoden in der Praxis , um den genauen Punkt im Innentubus an der gegenüberliegenden Seite der Tubusinnenseite zu finden? Zum anderen ist ja gerade der Sinn der Kolllimierung, den planen Fangspiegel genau parallel zur Sensorebene einzustellen, damit der Lichtweg vom jedem Punkt des Fangspiegels exakt gleich ist. Dabei muss der OAZ nicht exakt senkrecht zum Tubus stehen. So sieht es auch Tommy Nawratil in seinen Newton Justage primer (https://data.tommynawratil.com…Collimation_Primer_EN.pdf).
Bei einem lowrider Dopson ist der OAZ z.B. 45Grad zum Tubus und da kann die Justierung das ja auch exakt einstellen.
3. ==> Das Ocalsystem bleibt für mich die Referenzmethode zur Justierung eines f4 oder <f4 Newtons. Da schließe ich mich voll Daniel Nimmervoll an.
Ziel damit ist, den Fangspiegel exakt parallel zur OAZ Fläche bzw. zur Kamerasensorfläche verkippungsfrei einzustellen, indem man mit den 3 Stellschrauben den Reflex vom Hauptspiegel zentral in eine exakt runde Kreisfläche bringt. Der plane Fangspiegel ist auch bei f4 Newtons immer etwas größer als dieser HS-Reflex und muss selbst nicht ganz exakt in einen Ocalkreis passen. Oft sind diese Fangspiegel auch nicht genau genug geschliffen, besonders bei billigeren Teleskopen (wie meinen).
4. ==> Ein gut justierter Laser ist eine schnelle Hilfe, um einen Fangspiegel auf die OAZ Fläche auszurichten. Bei einem perfekt kollimierten Newton würde auch der Reflex des Lasers in den Mittelkreis des HS treffen und in sich reflektiert werden. Allerdings gilt das auch für suboptimal eingestellte Newtons, die in den Ecken fürchterliche Sternbilder zeigen. Der Grund ist, der Laser trifft auf den optisch wirksamen Mittelpunkt des Fangspiegels, der fast immer parallel zum Kamerasensor stehen kann auch wenn dieser leicht verkippt ist. Verkippung des Fangspiegels heißt, dass der Lichtweg von einer Kante des HS Reflexes substantiell länger ist, als von der anderen Seite. Das macht sich in der Mitte des Spiegel deutlich weniger bemerkbar. Genau in diesem Punkt gibt es offenbar Optimierungsbedarf.
Es wäre eine schlaue Idee, wie Nawratil vorschlägt, einen Punkt exakt in die Mitte des Fangspiegel, bzw. Einwand von stefan-h den Offsetpunkt berücksichtigen, also nicht genau die Mitte, anzubringen und den dann mit dem Laser zu treffen. Meine Frage: wie genau kann man das machen? Besser ist für mich das Ocalsystem!
5. ==> Höhe des Fangspiegels. Für mich ist genau das die größte Schwierigkeit bei der Kollimierung eines f4 oder kleineren Newtons. Die Position muss schon ziemlich genau passen, damit der HS Reflex wirklich mittig auf den Fangspiegel treffen kann. Mein Rat, an den ich mich selbst bei meinen 3 f4s leider nicht gehalten habe: Man messe bei Neukauf eines Newtons exakt diese Position, bevor man damit rumhantiert, vorausgesetzt der war ordentlich eingestellt. Viele bekannte deutsche Astrohändler liefern ihre Newtons ja kollimiert aus. Hat man den Fangspiegel mal rausgenommen und kennt den Abstand nicht, geht das Gesuche danach los.
6. Justierwinkel. Bezüglich des Nutzens von Justierwinkeln ala Daniel Nimmervoll waren hier einige Kommentatoren skeptisch. Das war ich auch, bis ich mir selbst welche gedruckt und ausprobiert habe. Dabei habe ich ein grundsätzliches Problem bei meiner Neu-Kollimierung von Newtons bemerkt, was ich bisher nicht beachtet habe. Wenn man die Mittenschraube löst und die Stellschrauben etwas hochdreht, kippt der schwere Fangspiegel sofort ab. Wenn man dann mit der Hand dreht und am Monitorbild beim Ocalsystem versucht, eine gute Position zu finden, bleibt der Fangspiegel immer verkippt, d.h. die 3 Stellschrauben sind unterschiedlich lang reingedreht und man hat die Information darüber verloren. Die für das Teleskop individuell richtig passenden Justagespiegel garantieren also an der Stelle a) die richtige Höhe des Fangspiegel und b) eine verkippungsarme Situation, wie ich sie vorher nie hatte. Passt der Abstand der Winkel nicht genau, bekommt man den Fangspiegel nicht in einen Ocalkreis eingefangen, entweder ist oben oder unten eine mehr oder weniger deutliche Lücke.
Jetzt löst man die Mittenschraube leicht und zieht die 3 Winkel vorsichtig wieder raus, ohne viel an den Stellschrauben zu hantieren. Im Ocal-Bild braucht man jetzt nur noch fein an den Stellschrauben zu justieren und bekommt den HS-Reflex jetzt kreisrund angezeigt. Dabei kann man auch rasch auf einen Laser wechseln und dabei die Stellschrauben auf den Mittenkreis fein justieren, was oft viel einfacher geht.
Wenn man jetzt auf das Ocal zurückgeht ist oftmals schon alles perfekt, evtl. bis auf ein Feintuning. Wenn das der Fall ist, ist auch der Lichtweg von den Rändern exakt gleich und das Sternenbild müsste optimal auch in den Ecken sein.
Diese Idee mit den Justagewinkel finde ich aus diesen Erfahrungen jetzt sehr gut, sie erleichtern die Neukollimierung enorm, weil man damit die richtige Position des Fangspiegels fast schon hat und dann das Ocalsystem viel einfacher wird.
7. kalibrierter Laser. Gut und exakt zur Überprüfung der Kollimierung am Teleskop nachts an der Montierung. Auch auch bei einer externen Kollimierung hilft mir das Zusammenspiel zwischen Laser und Ocal sehr. Der Wechsel hin-und her ist rasch gemacht und verstellt nichts.Nachts kann man draußen auch vor Ort versuchen, noch leichte Veränderungen an den 3 Stellschraube zu bewerkstelligen, was mit dem Ocalsystem nachts zu mindestens in meinen Händen nicht möglich erscheint.
Das Ocalsystem ist sicher teuer, das neue mehr als die alte. Laut Daniel kann man aber neuerdings wohl auch die eigene Guidingkamera und eine kostenlose Software verwenden, die auch eine Kalibrierung des Kamerasensors ermöglichen soll. Im Ocalsystem kann man den Kamerasensor ja per Software bewegen, zentrieren und fokusieren, was ein sehr wichtiger Punkt für die Einstellung ist.
Vielleicht nützen dem einen oder anderen diese Erfahrungen, aber natürlich gilt wie immer: "Viele Wege führen nach Rom" oder wie mein Onkel Alfred selig immer gesagt hat: " Ein jeder liebt es anders".
CS Peter